“Roepke2000” ist der Spezialist für Umzugskartons!
G. A. Roepke – Der Erfinder des Krempelgriffes
Doch wer war Gustav A. Roepke? Lesen Sie im Folgenden einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1996 der sein vielseitiges und aufregendes Leben auf unterhaltsame Weise beschreibt:
Der Mann mit dem Krempelgriff
Wer Gustav A. Roepkes Umzugsladen betritt, könnte angesichts des heillosen Durcheinanders von Kisten, Kartons und Krimskrams den Eindruck gewinnen, der Inhaber sei selbst gerade am Ein- oder Ausziehen. Ins Auge fällt eingerahmtes Foto an der Wand, das Roepke mit Ilse Werner im Restaurant zeigt. Nun ja, sie gingen ab und an zusammen essen, sagt Roepke. Zu ihrem 70. Geburtstag erzählte sie in einer Talkshow, dass sie schon mal 72mal umgezogen sei. Ich habe ihr dann einen Gutschein für eine Grundausstattung Umzugskartons geschenkt. “Der Umzugsweltmeisterin zum Geburtstag” habe ich auf die Karte geschrieben. Es dauerte nicht lange, da stand Ilse Werners 73. Umzug an, und sie meldete sich bei Roepke. Man kam ins Gespräch, trank Kaffee und erzählte sich Witze. Daraus entstand eine Freundschaft.
Sogar vor der Kamera standen die beiden zusammen. Das war allerdings schon 1944. Roepke war Statist in dem Film “Große Freiheit Nr. 7”: “Ich saß zusammen mit anderen Statisten vor ‚Sagebiehls Fährhaus’ und musste so ein fürchterliches rotes Kunstgetränk trinken.” Kriegsschiffe haben die das Gesöff damals genannt – wobei mit ‚schiffen’ das Tätigkeitswort gemeint ist. Im Film hat er sich allerdings nie wiederfinden können. Statist war er also auch einmal. Als hätte er nicht schon genug Berufe ausgeübt. Am 25. Mai 1925 in Hamburg geboren, am 25. Mai 1944 zur Wehrmacht einberufen, am 25. Mai 1945 nach Hamburg zurückgekehrt, macht sich Roepke 1946 mit einem Verleih von elektrischen Haushaltsgeräten selbstständig.
Dann erweitert er sein Sortiment um Lautsprecheranlagen und beschallt sie Stadt mit Werbesprüchen aus einem Lautsprecherwagen. Zum Beispiel für das junge “Hamburger Abendblatt”, das damals 100 Mark für denjenigen aussetzte, der den Redakteur Klaus Losch alias “Herr Lombard” als erster ausfindig machte. Einmal die Woche war er verkleidet in einem bestimmten Gebiet unterwegs. War Herr Lombard gefunden, gab Roepke das Spielende bekannt. Den Spruch kann er heute noch aufsagen: “Und wieder wechselte ein funkelnagelneuer Hundertmarkschein den Besitzer, und wir wünschen für die nächste Lombardsuche viel Erfolg.
Auch Wahlwerbung machte Roepke mit seinem Lautsprecherwagen. Dabei erwies er sich als wahrhaft überparteilich: “Einmal war der Wagen gerade mit CDU-Werbung beklebt, und ich hatte zugleich den Auftrag, für Kurt Schumacher auf dem Kaifu-Sportplatz eine Lautsprecheranlage zu installieren.”
Die SPD-Helfer sahen das enger: “Als der Wagen auf den Platz fuhr, riefen sie: ‚Mok, dat du hier runnerkommst, sonst schmiet wie die runner.’ Ich antwortete: ‚Dann hat Dr. Schumacher aber keine Stimme, wir liefern hier nämlich die Verstärkeranlage.'” Roepke durfte bleiben und die SPD-Lautsprecher aus dem CDU-Wagen ausladen. Das ‚Gesetz zur Bekämpfung gesundheitsgefährdenden Lärms’ setzte diesem Gewerbe ein Ende. Geblieben ist die alleinige Konzession, in der Hamburger Straßenbahn Lautsprecheranlagen für Werbezwecke zu
führen: “Da hab`ich eine Anlage entwickelt, die den Strom aus der Oberleitung so umwandelt, dass damit ein Plattenspieler betrieben werden konnte.” Aber die Straßenbahn gibt es ja auch nicht mehr.
Mitte der 50er Jahre erwirbt Gustav Roepke eine Taxenkonzession. Die Kleinreparaturen erledigt er selbst. Daraus entsteht die Idee zur Einrichtung einer Kfz-Selbsthilfewerkstatt. Der Betrieb – zunächst am Bahrenfelder Steindamm, dann an der Ruhrstraße Altona – wird größer, die Lackiererei brennt ab, wird wieder aufgebaut, Roepke erleidet einen Herzinfarkt und veranstaltet 1969 den ersten europäischen Autoflohmarkt. Dann wechselt der gelernte Kaufmannsgehilfe das Fach, verkauft die Werkstatt und richtet eine Propangas-Abfüllstation ein. Auch die verkauft er einige Jahre später.
Als Roepke ein Großfeuer filmt, das den Betrieb gegenüber zum großen Teil zerstört, wird er vom Inhaber der Firma angesprochen und mit weiteren Filmdokumentationen beauftragt. So richtet er 1976 ungewollt ein Schmalfilm-Mietstudio ein. Bald schon verdrängt Video die herkömmliche Filmtechnik. Der Inhaber eines Autoverleihs bringt Roepke auf die Idee, einen Mietservice rund um den Umzug einzurichten.
Seitdem ist Roepkes Welt aus Pappe. Aus der Wellpappe von 200 000 Umzugskartons, die er allein im vergangenen Jahr verkauft hat. Und auch das macht er mit vollem Engagement. Er hat ein Patent erfunden, mit dem er die Wellpappenindustrie das fürchten lehrt. Immer schon habe ihn geärgert, dass diese Dinger so schnell an den Griffen eingerissen sind. Und weil vielleicht 100 Quadratzentimeter Wellpappe beschädigt sind, werden gleich zwei Quadratmeter wertlos. Dem sparsamen Roepke war diese Verschwendung ein Graus, und er dachte lange darüber nach, wie er die Haltbarkeit der Kartons verbessern könnte: “Dann fiel mir plötzlich auf, da hängt`n Stück Pappe und tut nichts.” Die bisher nutzlose Pappe, das sind die Klappen an der Stirnwand des Kartons. Gewöhnlich werden sie einfach nach innen geklappt, doch bei Roepke müssen sie die Last mittragen helfen.
Er faltet die Stirnwandklappen einfach in der Mitte um 180 Grad nach innen und befestigte sie an der ausgestanzten Lasche der Grifföffnung. Die Idee trägt den Namen “Krempelgriff” und ist bestürzend einfach – man muss nur darauf kommen. In Brasilien verwendet die größte Umzugsfirma bereits Kartons mit Krempelgriff. Aus den USA oder Europa, wo Roepke Patente auf seine Erfindung besitzt, hat sich noch kein Pappenfabrikant zum Umkrempeln entschließen können. “Ist ja auch verständlich”, räumt der Tüftler ein, “die wollen natürlich möglichst viele Kartons verkaufen, was sollen sie da mit einem, der nicht kaputtgeht und immer wieder
verwendbar ist?” Roepke kennt seine Pappenheimer, schade nur, dass er den Krempelgriff nicht schon viel
früher erfunden hat: “Ilse Werner hätte den Dauertest durchführen können.” So hat Roepke nur ein Gutachten vom Institut für Beratung, Forschung, Systemplanung, Verpackungsentwicklung und -prüfung an der Fachhochschule Hamburg.
Mehr als das doppelte Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Kartons halten die “Roepke 2000” Modelle aus. Der Verpackungsmüll wird aufs absolute Minimum reduziert – wenn dann doch mal ein altersschwacher Karton reißt oder im Regen stehen gelassen wurde. Der TÜV hat sein Sicherheitssiegel erteilt, und 1990 wurde von Roepkes Kleiderboxen mit einem Verpackungspreis prämiert. Würde Roepke sich zur Ruhe setzen, wenn ihm doch mal jemand das Patent für viel Geld abkaufen würde? Vehement weist er den Gedanken von sich:
“Nein, das Geld ist gar nicht so wichtig. Mir macht das ganze Drumherum Spaß.”
Ein Teil des Drumherums sind die Kunden. Mehrmals müssen wir unser Gespräch unterbrechen, Roepke muss nach vorne zum Verkaufen. Hier drei Kartons, da dreißig, dort dreihundert. Zehn Stunden täglich hat der 70jährige seinen Laden in der Ruhrstraße geöffnet, durchgehend.
Neben den rund 20 000 Umzugskartons, die er ständig im Lager hat, verkauft er noch anderes Verpackungsmaterial und verleiht allerlei Umzugsgerätschaften von der Sackkarre bis zum Paletten-Hubwagen. Auf 2000 der 2500 Quadratmeter seines Betriebes lagert er Akten und Möbel ein. Und das alles ohne Mitarbeiter: “Wenn ich eine Lieferung kriege – in der Regel so um die 3000 Karton-Pappen-, muss der Lkw spätestens um halb acht kommen, damit ich mit dem Gabelstapler die Paletten in der Halle stapeln kann, bevor ich den Laden öffne.”
Wer Roepkes Büro betritt, steht zugleich in der guten Stube. Kreatives Chaos breitet sich auf und um den Schreibtisch aus. Auf der anderen Seite des Raumes stehen ein Sofa und eine Schrankwand. “Ich wohne schon seit dreißig Jahren bei meiner Firma. Wenn man solche langen Arbeitszeiten hat, kann man sich nicht auch noch lange Arbeitswege leisten.”
Für eine Familie hat er wohl keine Zeit gehabt? “Nö. Ich war dreimal verlobt, ist alles gut gegangen. So ein abenteuerliches Leben konnte ich nicht mit einer Frau zusammen führen. Die Frau ist noch nicht geboren, die das mitmacht. Ich habe das bis heute nicht bereut. Wenn ich heute einige Frauen sehe, die sind so zynisch, ich bin ganz froh, dass ich nicht geheiratet habe.”
Autor: Thomas Röbke
Hamburger Abendblatt
Mittwoch, 24. Januar 1996